Der Begriff Serious Games klingt, als handle es sich dabei um eine recht freudlose Art des Spielens. Und selbst der deutsche Wikipedia-Eintrag übersetzt den Anglizismus mit „ernsthafte Spiele“. Dabei ist eigentlich das Gegenteil der Fall. Und tatsächlich ist es nicht nur dieser Begriff, der im Feld innovativer Lern- und Vermittlungsformen oft für Missverständnisse sorgt.
Auch Bezeichnungen wie Gamification, Game-based Learning oder Simulation werden nicht selten unscharf verwendet oder gar durcheinandergebracht. Um Klarheit in das Wirrwarr zu bringen, erläutern wir in diesem und den kommenden Beiträgen zentrale Begriffe im Feld neuer Lern- und Vermittlungsformen. Den Anfang machen die Serious Games.
Echt jetzt: Serious Games machen Spaß!
Die meisten Menschen dürften mit dem Begriff Serious Games kaum etwas anfangen können – obwohl es den Ausdruck bereits seit 1970 als Fachbegriff gibt und seit etwa 2005 zunehmend an Bedeutung gewinnt. In jedem Fall führt eine wörtliche Übersetzung der Wortschöpfung leicht in die Irre. Denn Serious Games sind keinesfalls ernste, ernsthafte oder schwere Spiele. Vielmehr stehen sie für spielerisches Lernen mit Spaß und Eigenantrieb – also intrinsischer Motivation.
Auch Business-Ziele leicht erreichen
Der Begriff Serious Games lässt sich als „Spiel mit ernsthaftem (Lern-)Ziel“ übersetzen. Sie sind also Spiele, die geschaffen werden, um gezielt bestimmte Inhalte oder Kompetenzen zu vermitteln – vor allem in Kontexten, in denen Spielen und Lernen oft als Gegensätze verstanden wurden und werden. Die Anwendung von Serious Games ist in nahezu jedem Bereich möglich: sei es im Bildungsbereich, im Gesundheitswesen oder in Politik und Kultur – und vor allem aber auch im Business-Kontext. Hier helfen sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ihre Ziele besser zu erreichen. Und damit natürlich auch die des Unternehmens.
Geht gar nicht? Geht bestens!
So unspektakulär diese Definition zunächst erscheinen mag: Serious Games stehen für einen didaktischen Paradigmenwechsel in vielen Bereichen des Lernens, insbesondere im Feld der beruflichen und unternehmensinternen Bildung. Denn anstatt Mitarbeiter zu monotonen Fortbildungen zu schicken, sollen sie nun spielen und auch noch dabei Spaß haben. „Geht gar nicht,“ sagen viele. „Geht bestens“ wissen hingegen die Wissenschaft und diejenigen, die es bereits ausprobiert haben.
Motivation ist King
Aus Sicht der spielenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben Serious Games zunächst einmal ganz einfache Ziele: den Spaß am Spielen und zu gewinnen. Der Clou dabei ist aber nicht nur, dass die Spieler ständig weiter lernen und ihr neu erworbenes Wissen spielerisch unter Beweis stellen müssen. Vor allem auch die veränderte Motivation hat es in sich: Denn bei Serious Games wird gar nicht erst versucht, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch äußeren Druck zum Lernen zu bewegen oder gar zu zwingen. Ein Vorgehen, das bekanntermaßen meist von wenig Erfolg gekrönt ist. Vielmehr setzen sie auf die intrinsische Motivation und die natürliche Lern- bzw. Spielfreude der Mitarbeiter. Lernen erfolgt also aus eigenem Antrieb im Rahmen eines Spiels. Das bedeutet aber zugleich: Serious Games müssen wirklich gut gemacht sein, damit sie die Spieler packen und den gewünschten Erfolg bringen.
Mehr Informationen über intrinsische und extrinsische Motivation am Beispiel des Sports
Spielwiesen für den Erfolg
Serious Games basieren also auf der wissenschaftlich vielfach belegten Erkenntnis: Menschen lernen und verstehen viel leichter, wenn sie spielerisch die Möglichkeit erhalten, eigene Wege auszuprobieren, theoretisches Wissen praktisch anzuwenden und Erfahrungen zu sammeln. Wichtig ist, dass bei Fehlern keine realen negativen Konsequenzen drohen. Natürlich bieten sie noch weitere Vorteile: etwa wenn es darum geht, Komplexes zu veranschaulichen, Wissen wirklich nachhaltig zu vermitteln oder den Austausch und die Gemeinschaft zu stärken.